TSV I - ZV Thierstein 1:2 (1:2)

TSV: Brtva – Fuhrmann, Lippert, Vates, Seidel, Pollak, Sycha, Völker (46. Hecht), Komberec (46. Karatas), Siniawa (68. Stocker), Damrot

Tore: 9. Min. Koci 0:1, 18. Min. Pollak 1:1, 32. Min. Koci 1:2

Das Derby endete vor einer ordentlichen Kulisse und bei besten äußeren Bedingungen mit einer faustdicken Überraschung. Die Thiersheimer, die bis auf Cernousek aus dem Vollen schöpfen konnten und sich nach dem 4:2-Sieg unter der Woche gegen Münchberg auf dem Vormarsch wähnten, saßen oder lagen nach dem Schlusspfiff mit hängenden Köpfen auf dem Rasen, während die Thiersteiner über drei unerwartete Punkte jubelten. Unerwartet deshalb, weil die Gäste mit einer Rumpftruppe angereist waren, der selbst ZV-Spielleiterin Claudia Jena vor dem Anpfiff nicht allzuviel zugetraut hatte. Oder war ihr Tip – 4:1 für Thiersheim – etwa nur Zweckpessimismus? Die Befürchtungen, unter die Räder zu geraten, erhielten bereits nach 30 Sekunden weitere Nahrung. Siniawa tauchte alleine vor Torwart Vosyka auf, setzte den Heber aber etwas zu hoch an. Schon nach dieser Szene schimpfte auf der Gegenseite TSVKeeper Brtva wie ein Rohrspatz. Er schien wohl zu ahnen, dass sich das Auslassen solcher Möglichkeiten noch rächen würde. Und bereits nach neun Minuten gab es erstmals lange Gesichter bei den Hausherren. Einen Konter über Ciznar schloss der in der ersten Halbzeit überragende Koci mit einem trockenen Schuss zum 0:1 ab. Die Thiersheimer antworteten mit wütenden Angriffen. Die liefen meist über Pollak, der die Bälle geschickt verteilte und überall zu finden war. In der 17. Minute auch an der richtigen Stelle. Nach einem feinen Zusammenspiel mit Damrot spitzelte Pollak den Ball an Vosyka vorbei und zum umjubelten 1:1 ins Netz. Das Derby schien nun doch wieder seinen erwarteten Verlauf zu nehmen. Doch weit gefehlt. Die Hausherren hatten zwar weiter mehr Spielanteile, übertrieben aber das Klein-Klein- Spiel. „Das ist schön für das Auge, bringt aber nichts“, stellte nach einer knappen halben Stunde ein älterer TSV-Fan fachkundig fest. Wie man erfolgreich Fußball spielt, zeigten die Gäste. Nach einem von Schiedsrichter Cetin nicht geahndeten Foul gegen den Thiersheimer Sycha auf Höhe des ZV-Strafraumes haderten die Einheimischen mit dem insgesamt gut leitenden Unparteiischen, während es bei Thierstein blitzschnell nach vorne ging. Ciznar bediente den zu diesem Zeitpunkt bereits an Leistenproblemen laborierenden Koci, der zwei Abwehrspieler samt Torwart Brtva austanzte und zum 1:2 einschoss. Kurz vor der Pause hatte der TSV durch Siniawa und Damrot noch zwei gute Möglichkeiten. Auf der Gegenseite strich ein von Prchal abgefeuerten Freistoß nur knapp über das Thiersheimer Gehäuse. In der Halbzeit war die ZV-Spielleiterin natürlich hochzufrieden, blieb aber skeptisch. „Ich glaube nicht, dass unsere Mannschaft das durchhält“, unkte Claudia Jena – zumal neben Koci auch Libero Svehla angeschlagen war und auf der Bank die großen Alternativen fehlten. In der Pause musste sich TSVTrainer Roman Pribyl etwas einfallen lassen – und handelte. Er brachte Karatas und Hecht. Letzterer rückte in die Viererkette, dafür rückte Vates weiter nach vorne. Was freilich auch einen Nachteil nach sich zog: Pollak musste auf den rechten Flügel weichen und war dort fast komplett aus dem Spiel genommen. Das fand nun zwar fast ausschließlich in der Thiersteiner Hälfte statt. Doch entweder ging es zu engmaschig durch die Mitte, oder über die linke Seite, wo Karatas alle Freiräume der Welt hatte, aber herzlich wenig – oder vielmehr nichts – daraus machte. Und so waren die Thiersteiner bei ihren sporadischen Kontern sogar gefährlicher. Auch als der TSV in der Schlussphase die Brechstange auspackte, geriet das Tor der Gäste nur selten richtig in Gefahr. Machtlos wäre ZV-Keeper Vosyka freilich in der Nachspielzeit bei einem Freistoß von Vates gewesen, der Ball sprang aber von der Unterkante der Latte wieder ins Spielfeld zurück. TSV-Trainer Roman Pribyl war nach dem Schlusspfiff restlos bedient und gab sich äußerst wortkarg. „Was soll ich groß sagen? Wir hatten in der zweiten Halbzeit zwar 90 Prozent Ballbesitz, aber so kann man nicht Fußball spielen.“ Pribyl trauerte nicht zum ersten Mal einem Mann hinterher, der nun in Mitterteich auf Torejagd geht. „Wenn man im Sommer einen Stürmer wie Nedbaly verkauft. . .“ Weitaus besser gestimmt waren natürlich die Thiersteiner Verantwortlichen. Claudia Jena murmelte etwas von „Wahnsinn“, und der sportliche Leiter Stefan Denndörfer war stolz auf seine Spieler. „Wir haben super gekämpft, wenig zugelassen und eine wirklich tolle Moral bewiesen."
AP